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thoughts

Ich betrachte mein künstlerisches Tun und Reflektieren als eine ununterscheidbar künstlerische wie kultische Praxis. Meine Methode ist dabei die Wiederholung als rituelle „Leerformel“. Sie ist das intrinsische „Finden im Finden“ am Ende einer langen Suche nach einer persönlich-intimen wie künstlerischen und lebensphilosophisch tragfähigen Antwort. Sie ist die Zusammenführung meiner zur einen Hälfte indischen und zur […]
_Ich will mich hineinverlieren aus dem Lärm der Welt und des Lebens in die Stille und Bedeutungstiefe einer allem innewohnenden, einer uns vorgeordneten, von uns unabhängigen und von uns unberührten Substanz. Die aus sich nichts bedarf, um zu sein und nicht erst das Produkt unserer Projektionen und Wünsche ist. Die sich vor-begrifflich, vor-bildlich, ohne Namen, Attribute oder Spiegelbilder jeglicher […]
Beim Schaffen von Daniel Amin Zaman handelt es sich um eine ununterscheidbare künstlerische wie kultische Praxis. Seine Methode ist dabei die rituelle Wiederholung als „Leerformel“ zur Durchdringung der „Welt“ zugunsten einer – im Sinne Spinozas – substanziellen, dem betrachtenden Subjekt vorgeordneten Bedeutungsdimension. Zentrale Begriffe sind folgerichtig für ihn die „Leere“, die Auflösung des Selbst (als […]
__ Selbst zur Hälfte indischer Abstammung, ist es insbesondere auch eine Einhausung in meine eigene kulturelle Identität, aus den Upanishaden* als Quelle zu schöpfen, in meinem Arbeiten deren Grundlagen zu folgen und mit den Mitteln der Wiederholung als rituelle Leerformel in persönlicher wie semiotischer Hinsicht auf sie zu referieren. Ganz in deren Sinne verschmelzen dabei die Differenzen zu einer […]
__ Rituale beschreiben formalisierte, symbolische Wiederholungsstrukturenmit vielschichtigen sozialen, psychologischen, existenziellen und kultischen Bedeutungen und Funktionen. Sie schaffen Ordnung und Orientierung, ermöglichen eine „Einhausung in die Welt“* und „verwandeln das In-der-Welt-sein in ein Zu-Hause-sein“* inmitten unserer Geworfenheit. * Byung-Chul Han IN: Vom Verschwinden der Rituale“, Ullstein, 2019
__ Die (rituelle) Wiederholung (von formalisierten Vollzügen) zielt auf die Zwischentöne, oder besser: auf die Pausen zwischen den Tönen (resp. Vollzügen) ab. Auf jenes „Zwischen- den Zeilen“, das sich seiner Fassbarkeit entzieht und von ihr dennoch versucht wird, repetitiv fassbar, plastisch und erlebbar werden zu lassen.
__ Wiederholungen sind gleichsam Versuche, immer wieder in Worte zu fassen, worüber man nicht sprechen kann, die aber gerade dadurch aus sich sprechen.
__ Die Leerformel der rituellen Wiederholung ist ein Weg der Ent-täuschung in seinem eigentlichen Wortsinn. Denn wenn wir erkennen, dass das, was wir für gewöhnlich zu erkennen oder mit Namen, Begriffen, Zeichen und Bilder in vollem Ausmaß beschrieben glauben, letztlich das Produkt unserer Projektionen ist, erkennen wir auch, dass wir uns täuschen, wenn wir es […]
__ Die Wiederholung ist eine „Leerformel“. So wie ein Fluss seinen Namen und seine Form verliert, wenn er schließlich eins wird mit dem Meer.
__ Die Wiederholung ist ein Gelingen im Scheitern, ein Gewinnen im Verlust und die Fülle der Leere.
__ Die Wiederholung schafft Bedeutung, indem sie die profane Bedeutung des einzelnen Vollzugs und Ausdrucks in Repetition auflöst.
__ Die Wiederholung lenkt „den Blick“ auf die Beständigkeit inmitten der Unbeständigkeit. So wie nach Heraklits panta rhei niemand in den selben Fluss zu steigen vermag, unterscheidet sich jeder (rituelle) Vollzug formal und zeitlich im Fluss des unaufhörlichen Vergehens – und das trotzdem oder gerade, weil sie den Fluss durch ihre Ähnlichkeit zum Stillstand zu […]
__ Erst die Wiederholung verleiht der Welt und dem Leben einen geheimen Rhythmus und eine Struktur der Tiefe, indem sie die Wahrnehmung auf eine irreduzible, von uns unabhängig vorgeordnete und in ihrem Sein substanzielle Wahrheit lenkt, die in ihrer Immanenz omnipräsent ist. Eine Allgegenwärtigkeit, die sich in ihrer Allgegenwärtigkeit verbirgt.
__ Zwei oder unendlich viele Dinge, selbst, wenn sie perfekt reproduziert oder gar geloopt sind, unterscheiden sich in ihrer Zeitlichkeit. Sie mögen in ihrem Ablauf gleich anmuten, nie aber ein Selbes sein. Nicht augenscheinliche Unterschiede schaffen eine Tiefendimension der Differenz. Substanzielle Differenz wächst mit der Ähnlichkeit.
__ Wiederholung ist ein Mantra, das keinem Zweck oder Wunsch folgt, sondern ausschließlich seinem repetitiven „Ausgesprochen-Werden“.
__ Wiederholung schafft Stille. Eine laute und bedeutungsvolle Stille.
__ In und durch die Wiederholung transzendieren sich profane Handlungen und greifen in ihrer Funktion und Bedeutung über sich hinaus.
__ Kultisch-rituelle Wiederholungen suchen, egal in welcher Form, den Verlust des Selbst als „epistemologische Bedingung und Bedingtheit“ und eine Versenkung, ein Versinken in die Geborgenheit einer vom Subjekt unabhängigen, unverfälschten und vorgeordneten Dimension.
__ Das Unbeschreibbare kann man nicht beschreiben, aber man kann davon erzählen und es plastisch werden lassn. Insofern ist die Wiederholung ein Narrativ, eine Um-Schreibung und keine Be-Schreibung.
Katalogtext des Autors und Wissenschaftlers Thomas Raab IN: Zamanismus / Zamanism / Zamanisme, Verlag Bibliothek der Provinz, ISBN 978-3-99028-799-6
MMag. Dr. Johannes Rauchenberger, Kultum, Graz